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Welches Handeln ist "Perspektivlos"?


Guten Tag Frau Nützmann,

ich muss gestehen, dass ich Ihren Artikel mehrfach lesen musste, um ihn zu verstehen. Ich stehe voll zu der von Ihnen kritisierten Aktion, weil es meine Idee war. Ich möchte Ihnen und anderen Interessierten sowie den Neubürgern unserer Stadt einige Dinge aus der unendlichen Geschichte der Bauarbeiten in der Bahnhofstrasse und der näheren Umgebung erklären.

Seit 1979 war ich Abgeordnete des Kreistages Fürstenwalde. Schon damals habe ich an den Sitzungen der Ortsparlamente teilgenommen und die Probleme der Bürger erfahren. In Erkner war die Bahnhofstrasse nicht nur einmal Thema. Die Straße war schlecht, es gab keinen Radweg und der Bürgersteig war eine Katastrophe. Bei Regen gab es eine Riesenpfütze unter der Bahnbrücke. Geändert hat sich nichts, weil es ja dem alten Staat wichtiger war bezahlbare Wohnungen, ausreichend Kinderbetreuungsplätze und günstige Fahrtarife (z.B. 0,30 DDR Pfennige bis Fürstenwalde) bereitzustellen.

Nach der Wende sollte alles besser werden, also auch neue Hoffnung für die Bahnhofstrasse. Inzwischen wurde ich in die Gemeindevertretung hier in Erkner gewählt. In den Gremien gab es viele Dinge zu beraten. Es wurde auch gestritten um Vergangenes und Gegenwärtiges und wie es in Zukunft in Erkner aussehen soll, damit sich die Menschen wohlfühlen. Die Bahnhofstraße war auch mal Thema, Zuständigkeiten waren jetzt anders geregelt und es dauerte wiederum länger als 10 Jahre, bis die Straße erneuert wurde. Jetzt hatten wir eine schöne Straße, ordentliche Bürgersteige, wieder keinen Radweg und auch wieder die Riesenpfütze, weil das Regenwasser nicht richtig ablaufen konnte. Der Radweg wurde nach längeren Diskussionen dann aufgemalt und die Feuerwehr hatte weiter ihre Einsätze.

Dann begab es sich, dass die Bahn ihr Netz ertüchtigen wollte, um zukünftig mit Tempo 160 km/h Richtung Osten zu fahren. Zunächst glaubten Viele nicht, dass es geht, aber dann wurde verkündet, dass die Gleise und der Fernbahnsteig verlegt werden, auf der Strecke einige Bahnübergänge geschlossen werden und dann ist es ok. Im Rahmen der Bauarbeiten würde dann aber die Bahnhofstraße komplett gesperrt für den Fahrzeugverkehr, damit die Arbeiten zügig vorankommen könnten. Zusätzlich wurde erneut ein Ausbau der Bahnhofstrasse geplant, damit nicht wieder große (hohe) Laster unter der Brücke feststecken. Für den Verkaufsmarkt musste auch eine Lösung gefunden werden um die Wirtschaftlichkeit nicht zu gefährden. Für die Bahnreisenden waren Einschränkungen vorgesehen, aber das würde schon gehen.

Viel wichtiger war jedoch, dass die Bahnhofstrasse die kürzeste und einzige Verbindung zwischen Ortskern und Bahnhofsiedlung war. Außerdem war es der Weg zu den beiden nächsten Krankenhäusern und Woltersdorf und Rüdersdorf. Also musste Ersatz her. Es gab zwei Möglichkeiten, eine zeitweilige oder eine dauerhafte Lösung. Das oder die Projekte wurden in sehr vielen Stunden in den Ausschüssen und der Stadtverordnetenversammlung beraten. Wo sollte die Brücke hin, sollten Bürgersteige und Radwege dabei sein und soll es Beleuchtung geben oder nicht, wird ein Kreisel für die Anbindung benötigt oder werden die Straßen nur etwas verlegt, wird die Breitscheidstraße ausgebaut oder nicht, kommen die Bäume weg oder nicht. Es gab so viele Dinge zu besprechen, ständig wurden Änderungen gemacht, unsere Vorschläge sind meist verworfen worden. Die Zeit für die Entscheidung wurde immer kürzer. Einen Tag vor dem letztmöglichen Abstimmungstermin wurde noch mal eine geänderte Variante vorgelegt. Diese wurde mehrheitlich angenommen und das Ergebnis sehen wir heute. Eine Straße, die möglicherweise auf fremden Grund und Boden steht, ein Gerichtsverfahren hat die Stadt zunächst verloren, unzureichende Bürgersteige und keine Radwege.

Dann wurden die Bahngleise verlegt und der neue Bahnsteig für die Fern-und Regionalbahnen gebaut. Neben Pleiten, Pech und Pannen während der Bauphase wurde den Bürgern ein Bahnsteig gebaut, welcher in keiner Weise den Bedürfnissen behinderter Menschen entspricht. Statt in die beiden Pfeiler einen Fahrstuhl einzubauen, wurde eine Rampe wie in ägyptischen Pyramiden vor tausenden von Jahren gebaut, allerdings waren diese überdacht! Über diese Rampe ist aber nur eine Bahnsteigseite zu erreichen. Der Behinderte Mensch hat nun drei Möglichkeiten um nach Berlin zu kommen. Er kann zunächst in Richtung Fürstenwalde fahren und dann dort die Seiten mit dem dortigen Fahrstuhl zu wechseln, oder er nimmt in Erkner den Fahrstuhl im Bahnhofsgebäude, dann kann er die S- Bahn nehmen oder er begibt sich vom S-Bahnsteig in Richtung Fernbahnsteig. Allerdings berichten meine Bekannten aus Berlin oder Schöneiche von häufigen Defekten am besagten Fahrstuhl. Also wieder Murks! Und das für die nächsten Generationen, denn bei den bestehenden Problemen der Bahn ist nicht damit zu rechnen, dass hier noch mal eine Ergänzung erfolgt. Bin mal gespannt, wie und wann sich das Problem mit der öffentlichen Toilette im sanierten Bahnhofsgebäude löst. Da ist ja nun die Stadt direkt mit im Spiel. Das Thema bewegt uns auch schon Jahrzehnte und ist doch bloß eine Toilette, die ein Grundbedürfnis zivilisierter Menschen betrifft.

Nun sind wir wieder bei der Bahnhofstrasse angekommen. Die Kontamination war immer bekannt, wurde aber oft negiert, wenn es um Arbeiten an, in und unter der Bahnhofstrasse ging. Fragt man Baumenschen, dann wird Ihnen jeder sagen, dass im Nachhinein entdeckte Kontamination immer ein Glück für die Firma ist. Dann gibt es Geld zu verdienen!

Die Probleme, die die Bahn selbst mit den Auftragnehmern hatte, sind in der Presse schon ausgiebig beschrieben worden.

Wir werden sicher noch eine längere Zeit mit der Baustelle zu tun haben.

Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir die Baufortschritte und die Erklärungen von Bahn und Verwaltung aufmerksam verfolgen. Vielleicht haben wir Ende des Jahres eine schöne Straße, die allen Anforderungen moderner Verkehrsteilnehmer entspricht oder vielleicht doch wieder nur eine halbe Sache …?

Andrea Pohl
Sachkundige Einwohnerin



Frau Nützmann bezog sich in ihrem Leserbrief auf den Beitrag Jürgen Strauf im gleichen "Kümmels Anzeiger auf Seite 22. Hier ihr Leserbrief:

"Perspektivlos

Dem aufmerksamen Erkneraner sind Anfang Juni in der Bahnhofstraße zwei interessante Gegebenheiten aufgefallen. Zum einen, dass mit dem Aufbau des notwendigen Zeltes die aufwendigen und komplizierten Bauarbeiten endlich weitergehen. Zum anderen, dass Die Linke jüngst gegen die drei Jahre gesperrte Bahnhofstraße demonstriert hat: „3 Jahre Straße dicht. Kein Ende in Sicht.“

Der interessierte Erkneraner stellt sich dabei zwangsläufig eine Reihe von Fragen: Für oder gegen wen oder was demonstriert Die Linke? Was ist ihre Alternative? Was prangert sie an? Wieso haben die Stadtverordneten der Fraktion und sachkundigen Bürger auf den letzten Ausschüssen nicht aufgepasst geschweige denn die aktuelle Presse verfolgt?

Ich verstehe diese Aktion als ein Sinnbild der Perspektivlosigkeit und schnöden Versuch, die Leute für dumm zu verkaufen. Würde man den Anteil der Erkneraner, die mit dem langsamen Baufortschritt unzufrieden sind, messen, könnte man mit Sicherheit passende Vergleiche zu den früheren Wahlen in den DDR ziehen. Darin sind wir uns alle einig. Ein Vergleich mit der langen Teilung der Nachbarstadt Berlin durch die Mauer jedenfalls ist völlig abstrus. Verkaufen Sie die Bürgerinnen und Bürger Erkners doch bitte nicht weiter für dumm.

Jenny Nützmann"

Quelle: http://www.hauke-verlag.de/images/stories/online_ausgabe/ka-11-13.pdf


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