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Ein Lehrstück über den Rheinischen Katholizismus und was Adenauer damit zu tun hat


 

Die Verhandlungen der LINKEN mit der SPD und den Grünen in Düsseldorf zur Bildung einer Regierungskoalition nach der Landtagswahl am 9. Mai 2010 in Nordrhein-Westfalen sind gescheitert. Angeblich war dafür die Haltung der LINKEN zur DDR als Unrechtsstaat und Diktatur ursächlich. Und dies, obwohl die VerhandlungsführerInnen um Ulrich Maurer (Mitglied des Parteivorstandes der LINKEN) bereit waren zu bescheinigen, dass die DDR eine Diktatur gewesen ist.

Im "Neuen Deutschland" konnte man dazu am 24. Mai nachlesen, dass Wolfgang Zimmermann (Sprecher der LINKEN und Vorsitzender der Landtagsfraktionin NRW) es mittlerweile als Fehler ansieht, sich auf diese Diskussion eingelassen zu haben: „Wir hätten nach einer Stunde sagen sollen: Ihr tickt doch nicht ganz sauber!“.

Wohl wahr, denn was Zimmermann und Maurer dort erlebt haben war nichts anderes, als ein Lehrstück des Rheinischen Katholizismus in der Ausprägung eines irrationalen Antikommunismus. Die Berichterstattung von Report Mainz über das DDR-Bild der West-Genossen im Vorfeld war lediglich der Anstoß für Kraft und Co, die Anbahnungsgespräche, dem allgemeinen Medienecho folgend, vornehmlich auf die Frage zu beschränken: Wie haltet Ihr es mit „dem Teufel“, vulgo mit der DDR? Wer hätte gedacht, dass man in NRW derart rückwärtsgewandt Politik betreibt?!

Irrational war und ist dies vor allem deshalb, weil man von gestandenen Politprofis mit veritablen Geschichtskenntnissen eigentlich hätte erwarten können, dass sie zum einen die LINKE nicht mit Kommunismus gleichsetzen – auch wenn Sarah Wagenknecht (stellvertretende Parteivorsitzende der LINKE) jetzt in Düsseldorf aktiv ist – und, dass sie zum anderen zumindest den Begriff „Unrechtsstaat“ als das erkennen, was er ist: eine politische und nicht „de lege lata“ vorgenommene Bewertung des Staates DDR.

Man kann SPD und Grünen allerdings zubilligen, dem „Volkswillen“ mit dieser Haltung durchaus entsprochen und aus ihrem Herzen keine Mördergrube gemacht zu haben.

Gegen den in unverändert in großen Teilen des ehemals preußischen Rheinlandes tief verwurzelten Katholizismus war und ist auch heute noch einfach nicht anzukommen. Und das ist der eigentliche Grund für das Scheitern der Gespräche.

So ist der zur Nazizeit auf die Spitze getriebene Antikommunismus, verächtlich auch Antibolschewismus genannt, eine Konstante, die das Kriegsende überlebt hat, ohne jemals ernsthaft in Frage gestellt und reflektiert worden zu sein. Dabei wurde das Wort „Bolschewismus“ häufig auch mit dem Begriff „jüdischer“ gebraucht.

Wenn Rheinländer heute für sich in Anspruch nehmen, im Rheinland habe Hitler keinen Anklang gefunden, mag dies in Teilen deshalb stimmen, weil nichts Anklang finden kann, was man als selbstverständlich betrachtete. Über die Juden wurde im Rheinland auch vor dem Kriege schon gesagt: „Das sind die, die unseren Herrjott ans Kreuz jenagelt haben.“ Soviel sei an dieser Stelle über Gemeinsamkeiten des Katholizismus und Faschismus gesagt.

Der Aufstieg Globkes nach dem Kriege unter Adenauer, dem früheren Kölner Oberbürgermeister und erzkatholischen Zentrumsmann, der einem Landstrich entstammt, der sich immer mehr nach Rom, also zum Papst orientiert hat, als nach dem protestantischen Berlin, ist unter diesem Blickwinkel nicht verwunderlich.

Für Adenauer war der von Globke mit initiierte Judenmord vermutlich wirklich ein sekundäres Problem im Vergleich zu dem Gewinn, den er aus der Geistesverwandtschaft zwischen sich und Globke zog. Hier hatten sich zwei Katholiken gefunden, die eine gemeinsame politische Vergangenheit und ein gemeinsamer Hass gegen den „Bolschewismus“ verbanden. Daran wäre an anderer Stelle noch näher einzugehen.

Jedenfalls liefert diese Geisteshaltung auch die Erklärung für das Verhalten der heutigen Politiker.

Der Antikommunismus wird von den Rheinländern mit der Muttermilch aufgesogen, denn früh schon hat die katholische Kirche „ihre Schäfchen“ im Griff, selbst wenn Vater und Mutter die Kirche nicht mehr besuchen.

So wurde manch ein DDR-Bürger, der nach „der Wende“ ins Rheinland zog schon einmal mit den Worten empfangen: „Wie, Sie sind nicht in der Kirche? Man muss doch einen Glauben haben!“

Ein anderer brandenburgischer Genosse berichtete mir aus dem Wahlkampf in Düsseldorf: „Ich habe noch nie ein derart primitiven Antikommunismus erlebt“, mit dem Nachsatz, „… und das von intelligenten Leuten.“

Zusammengefasst möchte ich deshalb behaupten und die GenossInnen in NRW beschwichtigen: Es handelt sich vornehmlich um ein historisch gewachsenes psychologisches Problem, welches thematisch aufgegriffen werden muss, wenn DIE LINKE NRW nicht bald wieder ähnliches erleben möchte, z.B. unter dem Kapitel im Parteiprogramm: Woher wir kommen, wer wir sind!


25. Mai 2010

Frank Dahmen
Vorsitzender der Basisorganisation DIE LINKE. Erkner


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