8. Mai – Tag der Befreiung vom Faschismus. Was verbinde ich mit diesem Tag?

Im Mai 1965, 20 Jahre nach Beendigung des 2. Weltkrieges, war ich mit meiner Schulklasse im Rahmen der Jugendweihe in Weimar. Wir haben in der Jugendherberge auf dem Ettersberg, in unmittelbarer Nähe zum Konzentrationslager Buchenwald übernachtet.

Der Tag in Weimar war erlebnisreich, auf dem Programm standen unter anderem das Goethehaus, das Weimarer Theater und Goethes Gartenhaus. Fröhlich und unbeschwert sind wir durch Weimar gezogen. Um so beklemmender war die Stimmung abends in der Jugendherberge. Es durfte kein Radio benutzt werden, alle mussten sich still verhalten, für 14-jährige Teenager sehr schwer.

Als wir am nächsten Tag das Lager besuchten, den Appellplatz, die Gefängniszellen, die Berge von Schuhen und Haaren, die Gaskammern, die Verbrennungsöfen und den Platz, wo KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann ermordet wurde, sahen, wurde selbst der letzte Klassenclown sehr nachdenklich und sprachlos. Furchtbar und fast unerträglich war, uns den Film anzuschauen, der unmittelbar nach der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald dokumentierte, wozu Menschen in der Lage sind, Menschen anzutun.

Es gibt nicht mehr viele Überlebende, die die Befreiung Deutschlands und Europas vom Faschismus durch die Sowjetarmee und die anderen Truppen der Alliierten erlebt haben. Der Verlauf der Geschichte zeigt, dass es darum wichtig ist, die Erinnerung an die Massenvernichtung der Juden, Sinti und Roma, der Ermordung vieler Menschen, die sich dem faschistischen System entgegengestellt haben, unter ihnen Kommunisten, Sozialdemokraten, Christen, wach zu halten.

Gedenken wir am heutigen 8. Mai derer, die für die Befreiung Europas vom Faschismus ihr Leben gegeben haben.

Ursula Paape
Vorsitzende der Basisorganisation DIE LINKE Erkner/Gosen-Neu Zittau